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Die Schweizerin Lotti Latrous hat im Jahr 1999 in der westafrikanischen Elfenbeinküste ein Ambulatorium, ein Aids-Spital und ein Waisenhaus aufgebaut – das Centre L'Espoir. Sie macht regelmässig Besuche bei den Leuten im angrenzenden Quartier. Die Kinder im "Dörfli", wie sie es nennt, freuen sich über den Besuch von Madame Lotti. Fast die Hälfte der Bevölkerung in der Elfenbeinküste gilt als arm, verdient pro Jahr weniger als 270 Franken.
Mütter bringen ihre Neugeborenen ins Ambulatorium. HIV-positive Mütter können im Centre L'Espoir Milchpulver beziehen, damit ihre Kinder beim Stillen nicht durch das HI-Virus infiziert werden.
«Kann ich dir etwas Gutes tun?», fragt Madame Lotti den Patienten. Er blickt zu ihr auf und antwortet, er habe seine zwei Brüder und die Schwester lange nicht mehr gesehen, das Geld sei zu knapp für Fahrten nach Grand-Bassam. «Ich vermisse meine Familie.» Als Lotti Latrous ihm verspricht, für die Kosten aufzukommen, umarmt er sie und beginnt zu weinen.
Alleinerziehende Mutter vor ihrem Haus im Quartier Divo einem Slum der Hauptstadt Abijan. Tausende Menschen leben unter prekären hygienischen Bedingungen in grösster Armut.
Alleinerziehende Mutter mit vier Kindern in ihrem Haus im Slum Vridi Canal. Sie bekommen Unterstützung von Centre L'Espoir um die Miete zu bezahlen. Bald müssen sie die Baracke verlassen, weil das Land für die Erweiterung des Flughafens Abidjan verwendet werden soll. Sie haben Angst und wissen nicht wohin sie dann gehen sollen.
Eine Kuh such nach Essbarem auf einer Abfallhalde im Quartier Divo bei Abijan. Die hygienischen Bedingungen sind prekär. In der Regenzeit wird der Slum zudem regelmässig überflutet.
Lotti Latrous an ihrer alten Wirkungsstätte, dem Centre L'Espoir im Slum Adjouffou. Alle noch brauchbaren Dinge wie Fenster, Türen und Elektrokabel wurden von den Slum Bewohnern herausgerissen. Der grosse Baum wurde gefällt um das Holz zu verkaufen. In den Mauern leben bloss noch die Erinnerungen an Kinderlachen und Schmerzensschreie, an Tränen des Glücks und Tränen der Verzweiflung. «Unfassbar, was hier alles geschehen ist», sagt Lotti Latrous.
Lotti Latrous besucht eine ehemalige Patientin an ihrem Wohnort im Quartier Divo. Sie liegt seit Tagen betrunken in ihrer Hütte. Lotti Latrous versucht mit ihr zu sprechen und bietet ihr an sie ins Center L'Espoir mitzunehmen.
Die Schweizerin Lotti Latrous gründete im Jahr 1999 im Slum von Abijan, im Bidonville Adjouffou, das Hilfswerk Centre L’Espoir. Wegen der bevorstehenden Räumung von Adjouffou, im Zuge der Neugestaltung des Flughafens, hat sie das Zentrum 20 km entfernt in Grand Bassam neu aufgebaut. Seit Januar 2017 ist es in Betrieb. Es besteht aus Ambulatorium, Sterbehospiz und einem Waisenhaus für 25 AIDS Waisen, die selber mit dem HI-Virus infiziert sind. Das Centre L’Espoir leistet auch Nothilfe für mittellos gewordene Familien, bezahlt Essen, Trinkwasser, Schulkosten, Mietzinsen und verleiht Mikrokredite an mittellose Frauen. Die Projekte der Stiftung Lotti Latrous sind durch Spenden finanziert.
Lotti Latrous bei ihrer Arbeit im Sozialbüro des Ambulatoriums. Manche Patienten kennt sie seit vielen Jahren. «Du und all die anderen Frauen hätten ein besseres Leben verdient».
Anmeldung und Warteraum im, Ambulatorium des Centre L'Espoir. Täglich suchen hier um die 250 Menschen Hilfe. Manche bitten um Geld für ihre Miete und etwas zu essen, andere lassen sich mit einem der modernsten Apparate des Landes röntgen. Die einen wiegen ihre Kinder, andere beziehen HIV Medikamente. Insgesamt betreut Lotti Latrous’ Team 5000 Dossiers von Aids-Patienten und analysiert monatlich 3000 Blutproben. Im Wartesaal ist jeder Platz besetzt.
Lotti Latrous spielt mit den Waisenkindern welche noch nicht die Schule besuchen im Garten unter dem grossen Mangobaum. Die Elfenbeinküste ist das am meisten von AIDS betroffene Land Westafrikas. Nach Erhebungen der UNAIDS wurden mehr als 400.000 ivorische Kinder wegen der Krankheit zu Waisen.
Abendessen für die Waisenkinder. Das Centre L'Espoir hat inzwischen 80 Angestellte. Ärzte, Nannys, Pflegepersonal, Biochemiker, Köchinnen.
Arzt Visite im Hospiz. Wer hier gepflegt wird, stirbt in der Regel innert weniger Monate. «Manche Menschen sind dankbar, sterben zu dürfen. Andere haben Angst», sagt Lotti Latrous.
«Meine eigene Mutter starb, als ich drei Monate alt war», sagt die Patientin Catherine. «Jetzt ist Madame Lotti für uns da, massiert uns, gibt uns zu essen, Medikamente, ein Dach über dem Kopf.»
Die Waisenkinder spielen Fussball im Gartene des Centre L'Espoir. Dass fast alle mit dem HI-Virus infiziert und teilweise zusätzlich an Krebs erkrankt sind, fällt kaum auf.
Abel, in Schuluniform. Er ist 21 Jahre alt und besucht das Gymnasium. Der AIDS Waise möchte gerne einen Beruf in der Aviatik Branche ausüben. Er mag Mathematik und Literatur er schreibt in seiner Freizeit Gedichte. Nur 62% der ivorischen Kinder gehen zur Schule. In der Elfenbeinküste mangelt es sowohl an Einrichtungen als auch an qualifiziertem Personal.
Lotti Latrous liest Sylvie aus der Bibel vor. Die Aids-Patientin lebt seit acht Jahren im Centre L’Espoir. Durch die Krankheit Multiple Sklerose ist sie zur Tetraplegikerin geworden. Vom Hals abwärts gelähmt zeigt sie ihre Gefühle mit einem Blinzeln und mit ihrem Lachen. Wenn sie Schmerzen hat oder ist traurig, weint sie.
Die Schmerzen lindern: Lotti Latrous massiert Patientin Catherine. Ob für ihre Kranken, die Waisen oder die Angestellten – Lotti Latrous ist für alle wie eine Mutter.
Lotti Latrous betet in der Kirche auf dem Gelände des Centre L'Espoir. Jeden Tag bittet sie Gott um Schutz für sich, ihre Familie und das Zentrum, für die Patienten, die Kinder, ihre Angestellten. Und manchmal fragt sie Gott, weshalb er all dem Leid kein Ende setzt.
Die Schweizerin Lotti Latrous, hilft mit ihrer Stiftung, den Menschen in den Slums von Abijan und Grand Bassam. Im Centre L'Espoir bietet sie zusammen mit 80 MitarbeiterInnen medizinische Hilfe für Aids-Patienten, sie unterstützt die Ärmsten mit Geld für Essen, Wohnen und Schule und bietet ein Daheim für Waisenkinder. Reportage im Auftrag des Magazins "Schweizer Familie" über ihre Arbeit vor Ort.
PDF Reportage Schweizer Familie Stiftung Lotti Latrous